Claudia Clark
Author and Speaker

Es ist mir bewusst, dass Leute momentan am liebsten über etwas anderes als die Coronavirus Pandemie lesen möchten, vor allem da es unmöglich scheint, dem Thema zu entfliehen. Als Expat dreht sich einiges von meinem Leben darum, in einem fremden Land zu leben. Auch dies ist keine Ausnahme, meiner Meinung nach bietet sich hiermit die Möglichkeit meine Perspektive bezüglich der Handhabung dieser Krise in meinem Heimatland mit der Handhabung in meinem adoptierten Land auszudrücken und auch zu vergleichen.

Man kann den Fernseher nicht anschalten, oder eine Zeitung lesen, ohne etwas über die zerstörenden Einflüsse auf die Gesellschaft zu hören, oder über die wirtschaftlichen Konsequenzen zu lesen. Aufgrund des stetigen Wechsels der Zahlen, ist es schwierig eine absolute Zahl Betroffener zu erhalten, denn zweifellos sind die Statistiken direkt nach Druck und Veröffentlichung bereits veraltet. Davon abgesehen, saß ich hin und tippte die aktuellsten Nummern, die ich finden konnte. Seit dem 1. Dezember, 2019 infizierte die Krankheit 1,617,530 Menschen und dies resultierte in 96,940 Todesfällen in 209 Ländern auf jedem Kontinent, außer der Antarktika.

Diese Krankheit scheint Menschen unabhängig vom Glauben, Geschlecht, Religion, Nationalität, Alter, Rasse, sexueller Orientierung, oder wirtschaftlicher Klasse zu betreffen – obwohl es so wirkt, als dass Mitglieder der afroamerikanischen Gesellschaften in den Vereinigten Staaten eine höhere Rate haben, aber das werde ich mir für eine andere Diskussion aufheben, nachdem ich mehr Zeit hatte alles genau zu recherchieren und es dann genauer erklären kann. In Ausübung meiner Pflichten als Demokratin im Ausland war ich in einer Telefonkonferenz mit Amerikanern und Amerikanerinnen auf der ganzen Welt – Europa, Korea, und den Phillippinen und eine Sache ist klar, wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir durchleben alle die gleiche angsteinflößende Epidemie. Eine Sache ist allerdings unterschiedlich, und zwar die Art und Weise wie unterschiedliche Nationen diese Krise handhaben. Diese Epidemie ist ein öffentliches Gesundheitsdisaster und es wäre ganz du gar unfair irgendjemandem, oder irgendeinem Land die Schuld dafür zu geben, es ist allerdings fair die unterschiedlichen Länder anhand ihrer Handhabung dieser Problematik zu beurteilen.

Während ich dies schreibe, hat Deutschland bereits 118,235 diagnostizierte Fälle, welche in 2,607 Todesfällen resultierten. Am 18. März 2020 wandte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem sehr seltenen öffentlichen Auftritt in einer kurzen, entschlossenen, aber ehrlichen Rede an das Land, als sie die Menschen um Zusammenarbeit bat. Dazu gehörte: Das Verbot von Gruppen mit mehr als zwei Personen, und nur Orte für Notwendiges zu besuchen, wie beispielsweise Ärzte, Apotheken und Lebensmittelläden. Basierend auf ihren Erfahrungen von einem Leben unter den Einschränkungen eines Diktators im ehemaligen Ostdeutschland argumentierte sie: „Für jemanden wie mich, der hart kämpfen musste um Bewegungsfreiheit zu erhalten“, „können die gegenwärtigen Einschränkungen des täglichen Lebens der deutschen Bürger nicht mit Leichtfertigkeit vereinbart werden – und sie dürfen niemals dauerhaft werden. Aber gerade jetzt sind sie unumgänglich, um das Leben vieler zu retten“. Nachdem Merkel dem Virus ausgesetzt war, wurde sie als Beweis dafür, dass niemand gegen die Krankheit immun ist, in eine 14-tägige Quarantäne gesetzt. Ihre Antwort über ihre Rückkehr an den Arbeitsplatz lautete: „Jetzt vermute ich: 14 Tage allein zu Hause, 14 Tage nur am Telefon und über das Internet mit der Welt verbunden sein, das ist nicht einfach.“

Auch wenn die Deutschen nicht sonderlich glücklich über die Einschränkungen sind, halten sich die meisten daran. Als ich zum Arzt ging, um meine Medikamente abzuholen, trugen die meisten Menschen freiwillig Masken und hielten den empfohlenen Abstand von 2 Metern ein. Die Lebensmittelläden malten Linien auf den Boden, um die Leute auf den angemessenen Abstand zwischen einander hinzuweisen, es wurde auch Plexiglas zwischen den Verkäufern, Angestellten und Kunden zum Schutz aufgestellt. Während sich eine Mehrheit der Menschen an die Vorgaben hielten, wurden in der kleinen Stadt in Bayern, in der ich lebe, Menschen vorgeladen, welche eine Kooperation verweigerten. Laut unserer Lokalzeitung wurden 77 Vorladungen ausgestellt. Alles in allem ist das keine allzu schlechte Vergleichszahl – sie beweist, dass die Deutschen ihrer Regierung vertrauen und tun, was man von ihnen verlangt, wie auch dass die Regierung das Virus ernst nimmt und bereit dazu ist, die angemessenen disziplinarischen Maßnahmen zu ergreifen.

Auf der anderen Seite ignorierte die gegenwärtige Regierung in den Vereinigten Staaten die Experten, als sie von Geheimdienstmitarbeitenden erstmals im Januar auf das potenzielle Problem aufmerksam gemacht wurden, und trafen somit nicht die notwendigen Vorkehrungen, damit die USA im Januar vorbereitet gewesen wären. Im Jahr 2018 hat Trump sogar wichtige Mitarbeiter für Pandemie-Krankheiten entlassen und versäumte es diese zu ersetzen, zusätzlich hat er eine Budgetkürzung von 16% für das CDC vorgeschlagen. Während andere Nationen bereits damit anfingen, Zulassungen für große Versammlungen einzudämmen, hielt Trump weiterhin seine enormen Wahlkampfkundgebungen ab und argumentierte, dass die Pandemie nichts weiter als ein geschaffener Schwindel sei, erzeugt durch seine Oppositionspartei und um seiner Wiederwahlkampagne im Wege zu stehen. In der Zwischenzeit, anstatt sich auf die kommende Krise vorzubereiten, lehnten die USA angebotene Test Kits des WHO ab und vernachlässigte es, notwendige medizinische Geräte, wie Beatmungsgeräte und persönliche Schutzausrüstung zu bestellen.

Anstatt Verantwortung zu übernehmen, als selbst Trump Mitte Februar die Krise nicht mehr verleugnen konnte, gab er allen anderen die Schuld, außer sich selbst. Er beschuldigte alle vom WHO bis hin zur Obama Regierung. Er ist sogar so tief gesunken, dass er Gouverneure und andere beschuldigte, die Zahl der Fälle, die sie hatten, und die Menge der Ausrüstung, welche sie zur angemessenen Bewältigung der Krise benötigten, überhöht hätten. Tatsächlich griffen die Vereinigten Staaten, sehr zum Zorn der kanadischen, deutschen und französischen Regierung, zu dem, was die Deutschen als „Wildwest“-Taktiken bezeichneten: Sie blockierten oder überboten medizinische Lieferungen, welche anderen Ländern versprochen worden waren. Es ist unmöglich eine genaue Zahl infizierter Menschen zu erhalten, da es eine solche Knappheit an Test Kits gab, und somit Millionen Amerikaner und Amerikanerinnen nie getestet wurden. Dringend notwendige medizinische Versorgung ist oft den Staaten vorbehalten, deren Gouverneure Trumps Ego streichelten, aber nicht den Staaten, die am dringendsten Ausrüstung wie Masken, Handschuhe und einen Schutz für das Krankenhauspersonal benötigen.

In den letzten Wochen verwandelte Trump die Pandemie in eine tägliche Wahlkampfkampagne, bei welchen er kein Mitgefühl für die Bürger zeigt, die durch die Krankheit ihr Leben oder Angehörige verloren haben, kein Mitgefühl für die Ersthelfer/Innen, die oft mit begrenzten oder gar keinen Mitteln für das Leben der Amerikaner/innen kämpfen. Stattdessen nutzt Trump diese Kundgebungen, um die Presse anzugreifen und um Kämpfe mit Gouverneuren anzufangen, mit denen er nicht einverstanden ist. Es ist jedoch noch alarmierender, dass er damit angefangen hat, leichtsinnig ungetestete medizinische Behandlungen als Wundermittel gegen diese Krankheit voranzutreiben. Diese „Pressekonferenzen“ sind gefährlich, da er nicht nur rotes Fleisch auf seine Basis wirft, wie er es bei seinen Wahlkampfkampagnen tut, sondern bietet er auch unbewiesenen, potenziell gefährlichen medizinischen Rat an, nach welchem die Leute suchen.

Ein Expat zu sein, ist nicht einfach. Es ist oft einsam und isolierend so weit weg von seinem Heimatland zu leben, in einer anderen Kultur zu sein und von einer fremden Sprache umgeben zu sein. Ich muss aber zugeben, dass in den 3.5 Jahren, in welchen ich bereits in Deutschland lebe, noch nie erfreuter darüber war, außerhalb meines eigenen Heimatlandes zu sein. Das Unternehmen von meinem Mann ist auf Urlaub, dementsprechend arbeitet er nicht, aber die Regierung erstattet uns 60 % von seinem Lohn, und wir haben Zugang zu allen nötigen Gesundheitsressourcen, die wir brauchen. Ich glaube, ein Land, in welchem ich Ausländerin bin und keine Staatsangehörige, kümmert sich besser um mich, als wenn ich in den USA leben würde. Angesichts der Ungewissheit der aktuellen Situation, habe ich mehr Glaube und Vertrauen in Deutschland und seine Regierung, als ich es in mein eigenes Heimatland habe. Das ist eine schwer zu schluckende Pille, aber so ist es.

Alles in allem ist es nicht so schlimm in Quarantäne zu sein. Meine Hunde kommen jeden Tag mit mir in mein „Büro“ und setzen sich neben mich, während ich meine Recherchen erledige. Dank Skype und Zoom kann ich meinen Deutschunterricht weiterführen und auch meine GOTV Aktivitäten ausüben. Ich verwende meine Abende und Wochenenden, um inspirierende politische Aktivisten Filme zu schauen, wie beispielsweise Norma Rae und Milk, also habe ich genügend zu tun, um mich beschäftigt zu halten. Am Wichtigsten ist, dass ich Zeit habe, dankbar zu sein, in einem Land zu leben, dessen Regierung sich mehr um seine Bürger kümmert als um die Börse.