Claudia Clark
Author and Speaker

Von dem Moment an, als ich im August 1990 zum ersten Mal meinen Fuss auf deutschen Boden gesetzt hatte, verliebte ich mich ins Land, die Leute und deren Kultur. In was ich mich jedoch nicht verliebte, war die Sprache. Auch wenn ich von tiefsten Herzen eine Liberale bin, ist das Sprechen der Muttersprache der Bereich, bei dem ich die Tendenz habe, mich mit den Konservativen auf eine Seite zu stellen. Im Gegensatz zu den meisten meiner liberalen Kollegen, glaube ich, dass Englisch die offizielle Landessprache von den Vereinigten Staaten sein sollte und Leute, welche in den USA leben, sollten auch Englisch erlernen und sprechen. Gleichzeitig fühlte ich, dass wenn ich in Deutschland leben möchte, sollte ich auch Deutsch lernen und sprechen.

 

Meine Mutter war eine ehemalige Französisch-, Spanisch- und Englischlehrerin, dementsprechend lernte ich in der 7. Klasse bereits Französisch (Unglücklicherweise wurde Deutsch bis zum College hin nicht angeboten). Ich war nicht eine begabte Sprachenwissenschaftlerin, wie meine Mutter, und ich kämpfte stark damit. Erst viele Jahre später wurde ich mit einer Art Legasthenie diagnostiziert und da informierten mich die Test Administratoren, dass dies der Grund sei, weshalb Sprachen so herausfordernd für mich waren. Trotz all der Frustration und Mühe wurde ich fliessend in Französisch. Als die College-Zeit begann, dachte ich mir, da ich bereits so viel Energie in die Sprache Französisch investiert hatte, nehme ich es als mein Nebenfach und werde komplett fliessend. Während meinem zweiten Studienjahr machte ich den Fehler und belegte einen Französisch Kurs (zweites Jahr) um 08:00 Uhr und um 09:30 Uhr einen Deutschkurs (erstes Jahr). Ich denke, dass mein armer Deutschprofessor mehr Französisch lernte, als ich Deutsch. Wenn er mir eine Frage auf Deutsch stellte, antwortete ich auf Französisch. Es war nicht hilfreich, dass all dies im Herbst Semester 1992 geschah – dem ersten Präsidentswahl-Zyklus, in dem ich effektiv wählen durfte.

 

Ich war Präsidentin der College Demokraten und ich war besorgter darüber, Präsident Bush zu einem Präsidenten mit einer Amtszeit zu machen, als dass ich über meine Klassen, speziell Deutsch, besorgt war. Ich investierte nicht die nötige Energie und Zeit in das Erlernen einer neuen Sprache, vor allem eine herausfordernde Sprache wie Deutsch, wie es vielleicht nötig gewesen wäre. Die Deutsche Sprache ist genauso herausfordernd, wie alle behaupten. Ich nahm die Klasse Kredit/kein Kredit und ich erinnere mich, wie nervös ich wurde, als ich mein Zeugnis öffnete und dass ich Angst hatte, ob ich die Klasse überhaupt bestehe. Deshalb hatte ich Angst, dass meine Unfähigkeit Deutsch zu lernen, meinen langfristigen Traum nach Deutschland umzuziehen erschweren könnte.

 

Nachdem ich einige Jahre in Kalifornien gelebt habe und als Gemeindeorganisatorin gearbeitet hatte, entschied ich, dass es notwendig ist, Spanisch zu lernen und somit nahm ich Unterricht am örtlichen Gemeinde College und ich hatte auch bei der Arbeit Übung. Dank dem Zugang zu der spanischsprechenden Bevölkerung in Kalifornien, wurde ich in Spanisch schnell fliessend, jedoch wollte ich immer noch Deutsch lernen. Viele Jahre später entschied ich, der deutschen Sprache erneut eine Chance zu geben. Ich hoffte, dass meine anfänglichen Probleme mit dieser Sprache auf Grund meines fehlenden Engagements waren. Mein Ehemann und ich begannen den Unterricht zusammen und zu meiner Enttäuschung basierte mein Problem mit dieser Sprache nicht am Mangel meiner Anstrengung, sondern nur in meinem Unverständnis der Sprache.

 

Die richtige Gelegenheit kam auf und wir zogen nach Deutschland um – obwohl wir die Sprache nicht fliessend beherrschten. Wir leben nun in Deutschland und in meinen Deutschklassen kämpfe immer noch, aber ich lernte, dass die Einheimischen es sehr schätzen, wenn man zumindest versucht die Sprache zu sprechen und sie sind dann auch bereit dazu, einen dabei zu unterstützen. Vor allem sind einige bereit dazu, Deutschstunden im Austausch für Englischstunden, anzubieten.

 

Eine meiner ersten Erinnerungen ist es, als meine Mutter mir den berühmten Film „The Sound of Music“ vorstellte. Ich war vermutlich nicht älter als fünf Jahre, als ich den Film zum ersten Mal sah, aber ich erinnere mich genau daran, wie Julie Andrews in der Eröffnungsszene in den Bergen von Salzburg, Österreich herumwanderte und ich war fasziniert davon und behauptete, dass ich eines Tages dort leben werde. Damit begann meine Faszination für Bayern.
Natürlich war es nicht unvorteilhaft, dass mein Onkel, den ich absolut liebte, während der meisten Zeit meiner Kindheit in Deutschland stationiert war und somit dauerte meine Faszination weiterhin an. Während des Sommers 1990, dem Sommer vor meinem Abschlussjahr an der High School, reisten meine Mutter, mein Stiefvater und ein Freund zum ersten Mal nach Europa. Es war eine stürmische 21-tägige Reise, ein paar Tage in England und Wales, ein paar Tage in Paris, aber die meiste Zeit verbrachten wir in Deutschland und Österreich.

 

Mein Onkel war im Frankfurter Raum stationiert, dementsprechend dauerte es lange, sogar mit dem Zug bis in die südliche Region Deutschlands (Bayern) und nach Österreich zu gelangen. Ich erinnere mich, wie hypnotisiert ich von der Schönheit der Alpen war und wie ich dachte, dass es sogar noch schöner war, als ich es in Filmen und Fotos gesehen hatte. Ich wurde somit nur noch entschlossener eines Tages dahin zu ziehen. Ich verliebte mich so stark in diese Region, dass ich ursprünglich geplant hatte, meinen Abschluss in „Internationalen Beziehungen“ im College zu machen, in der Hoffnung, dass ich eines Tages einen Job beim Staatsdepartment bekomme und somit in dieser Region leben könnte. Unglücklicherweise bin ich nicht gut in standardisierten Prüfungen und das Aussendienst-Examen war bekanntlich schwierig – so sehr, dass sogar nur der Gedanke von diesem Test mich davon abhielt, meinem Traum eines Tages für das Staatsdepartment zu arbeiten, weiterzuverfolgen – Zumindest zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben.