Claudia Clark
Author and Speaker

Als ich unmittelbar nach dem Wahlsieg von Trump nach Deutschland umgezogen bin, haben mir viele meiner politisch aktiven Freunde das Leben schwer gemacht und mir vorgeworfen, ich würde „aufgeben“. Doch ich habe ihnen versprochen, dass ich, solange ich im Besitz eines amerikanischen Passes bin, weiterhin Ungerechtigkeiten kämpfen würde – nur von der anderen Seite des Atlantiks. Eine Sache kann man mit Sicherheit über Trump und seine Regierung sagen: Politischen Aktivisten wie mir geht bestimmt nicht die Arbeit aus.

Mich an mein Wort haltend, habe ich mich daher bereits bei den unterschiedlichsten Aktivitäten der Democrats Abroad in Deutschland engagiert. Nachdem ich von der fürchterlichen Nulltoleranz-Trennungs-Strategie beim Umgang mit Familien, die in die USA einwandern, gehört hatte, half ich mit bei der Organisation einer Kundgebung in München: Der Protest, den wir im Juni 2018 organisiert hatten, stand unter dem Motto „Familien gehören zusammen“. Hier war ich auch Sprecherin und forderte in meiner Rede die Regierung Trumps dazu auf, diese Maßnahmen zurückzunehmen. Jeder Flüchtling sollte einen fairen Prozess erhalten, so wie es unsere Verfassung garantiert. Zudem forderte ich, dass die Medikamentierung von Kindern mit Psychopharmaka ohne Erlaubnis der Eltern sofort aufhören musste sowie den sofortigen Rücktritt der Ministerin für Innere Sicherheit Kirstjen Nielson.

Im September 2018 war ich Teilnehmerin einer Podiumsdiskussion in Berlin im Rahmen einer Ausschusssitzung der Frauenfraktion der Democrats Abroad. Während der Veranstaltung diskutierten wir die Herausforderungen, mit denen Frauen aufgrund der politischen Maßnahmen der neuen Regierung in Washington nun umgehen müssen. Zudem ging es darum, wie wichtig uns die Verabschiedung des sogenannten Equal Rights Amendments ist. Dies ist ein Verfassungszusatz, der Frauen in den USA die gleichen Rechte wie Männer sichern soll. Wir machten unserer Wut und Empörung Luft über die Verachtung von Frauen, die die gegenwärtige Regierung in den USA an den Tag legt. Auch die Farce im Zusammenhang mit dem damals noch als Kandidaten vorgeschlagenen und jetzigen Richter am Obersten Gerichtshof der USA, Brett Kavanaugh, dem sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden, erregte unsere Gemüter. Die permanenten und stets schlimmer werdenden Angriffe auf die Gesundheit der Frauen, insbesondere bei der reproduktiven Gesundheit, verabscheuten wir aufs Tiefste.

Die Wochen im Oktober 2018 zur Zeit der amerikanischen Zwischenwahlen gehörten zu den turbulentesten in der modernen Geschichte: „Gegner“ von Donald Trump wie der ehemalige Präsident Barack Obama, Schauspieler Robert de Niro, Hillary Clinton und einige Büros des Nachrichtensenders CNN erhielten anonyme Briefbomben, die glücklicherweise nicht detonierten und auch sonst niemanden verletzten. Während Amerikaner diese Ereignisse verdauten, starben bei dem Anschlag auf eine Synagoge in Pittsburgh elf Menschen – der schlimmste antisemitische Übergriff auf eine amerikanisch-jüdische Gemeinde, der jemals auf US-Boden stattgefunden hatte. Doch damit nicht genug: zwei afro-Amerikaner starben in einem Supermarkt in Kentucky bei einem von Rassenhass motivierten Angriff. Die Gefühle der Amerikaner lagen offen und wir wussten, dass wir zusammenkommen mussten, um gemeinsam zu trauern und unser Entsetzen über diese Taten zum Ausdruck zu bringen. Dann kamen die Wahlen und die Demokraten schafften es, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu erreichen. An dem Freitag nach den Wahlen veranstalteten wir abends in München eine Gedenkfeier mit Kerzen. Wir hielten eine Schweigeminute und gedachten derer, die durch die Briefbomben eingeschüchtert wurden und der Opfer in Pittsburgh und Kentucky. Doch es gab auch historische Momente für Frauen und Minderheiten in politischen Ämtern auf  Bundesstaaten-Ebene und auf Bundesebene zu feiern – darunter zwei muslimische Politikerinnen, die in den Kongress gewählt wurden, sowie zwei Politikerinnen indianischer Abstammung.

Im Januar 2019 veranstalteten wir Schwesterdemonstrationen zu den Frauenmärschen, die zu dem Zeitpunkt in ganz USA stattfanden. Ungefähr 250 Demonstranten marschierten mit uns durch die Straßen Münchens. Wir forderten, dass das Equal Rights Amendment endlich in Kraft treten sollte und protestierten für mehr Gerechtigkeit für die Opfer von sexueller Übergriffe – insbesondere, weil durch den zu jenem Zeitpunkt herrschenden Regierungsstillstand ein wichtiges Gesetz dazu (Violence of Women Act) nicht verlängert werden konnte.